Ich habe die Georgische Heerstraße erlebt. Das ist keine Straße, sondern Poesie, eine wunderbare, phantastische Erzählung!
Anton Tschechow, russischer Dichter

Heute wollen wir diese berühmte Heerstraße Richtung Russland befahren.
Dafür haben wir bei "Georgia insight" einen Tagesausflug gebucht. Unsere deutschsprachige Reiseleiterin Carmen und der Fahrer warten schon auf uns und Punkt neun fahren wir los.
Carmen erzählt von der Landflucht und den neuen Stadtvierteln mit Hochhäusern, die hier entstehen. Bald verlassen wir die Seidenstraße, an welcher Tblisi liegt und folgen der 207 km langen Militärverbindung.
Nach etwa 37 km kommt unser erster Stop, die Festung Ananuri am Stausee von Shinwali.
Er ist das Trinkwasserdepot für Tblisi. Dafür wurden 3 Dörfer überflutet.
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umgeben von grünen Wäldern und dem klaren Wasser des Stausees, bietet die historische Burg eine spektakuläre Kulisse


Jede Menge Souvenirverkäufer säumen den Weg.

Es wird hier ua. Wein und Honig angeboten

und den georgischen"Snack"Eine beliebte Nachspeise in Georgien. sie besteht aus Haselnuss- oder Walnusskernen, und ist mit Traubensaft und Mehl ummantelt.

beeindruckt mit ihrem detaillierten Reliefschmuck, der an den südlichen Außenwänden empor ragt.


Im Inneren der Kirche können Besucher guterhaltene Freskomalerei bewundern.
Von der Festung überblickt man das ganze Tal und wir erfahren, dass keiner der einstigen, hier herrschenden Fürsten eines natürlichen Todes gestorben ist.
In weiterer Folge passieren wir viele interessante Orte, auch Passanauri, den ehemals berühmten Kurort, dessen Glanz längst verblichen ist. Die Sanatorien für Kurgäste sind nur noch Ruinen.
In einem der Orte waren deutsche Kriegsgefangene untergebracht. Sie mussten bei der schlimmen Kälte sehr hart arbeiten und von damals stamme der Ausdruck, sie befänden sich am Arsch der Welt — der Ort heißt Arsha.


Wir gewinnen an Höhe und erreichen bald Gudauri auf 2196 m. Allen Whatts App Usern ist dieser Ort durch den schlimmen Unfall im März dieses Jahres bekannt, als der Lift rückwärts zu Tal raste. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten. Auch Heli-Skiing ist hier erlaubt. Wir halten an schönen Aussichtspunkten; die schneebedeckten Berge des Kaukasus liegen gut erkennbar vor uns.

Kurz unterhalb des Kreuzpasses auf 2379 m steht das umstrittene Denkmal der Freundschaft zwischen Georgien und Russland.
Nun beginnt die kleine Provinz Chewsuretien. Der Hauptort dieser Provinz ist unser Ziel: Stepanzminda — Heiliger Stefan. Vom Hauptplatz erblickt man sofort hoch am Berg die Gergeti Kirche. Im Hintergrund der erloschene Vulkan Kasbek, mit 5033 m der zweithöchste Berg Georgiens.

Wir haben Glück, denn kurz nach unserer Ankunft verschlechtert sich das Wetter und nimmt uns die Sicht. Zu Fuß geht es hinauf zur Gergeti
Kirche; die 500 Höhenmeter schaffen wir in 90 Minuten.
Im angrenzenden Kloster leben etwa 10 Mönche ganzjährig. Strenge Regeln gelten für das Betreten der Kirche. Frauen müssen sogar ein Tuch über lange Hosen wickeln!

Aufstieg zur Kirche



So darf ich in die Kirche hinein
Schnell zieht das Wetter zu. Es blitzt und donnert über dem Kasbek und schon beginnt es zu hageln. Wir finden Unterschlupf in einem der vielen Mitsubishi Allrad-Kleinbusse, welche die Gäste ins Dorf hinunter bringen. Die Fotos aus dem Auto sind leider nicht scharf. Kein Wunder — bei der Talfahrt auf schmaler Holper-Piste.


In Stepanzminda wärmen wir uns bei einer Tasse Tee und Carmen erzählt uns, dass die 1990-er Jahre nach der Unabhängigkeit sehr schwer waren; Strom gab es oft nur für eine Stunde pro Tag und lange war die Wasserversorgung unterbrochen!
Keine Arbeit, kein Sozialsystem. Die Menschen haben sich oft den Kommunismus zurück gewünscht; da war noch alles geregelt, Arbeitsplatz, Lohn und Versorgung. Jährlich gab es damals sogar einen Urlaubs-Gutschein für eine staatliche Einrichtung. — 2006 hat Russland dann auch noch das Gas abgedreht. Heute bekommt es Georgien von Aserbaitschan. — Es wird besser, so hoffen die Menschen in diesem Land.
Erschreckend für uns das Durchschnittseinkommen von 450 Lari; die Rente beträgt einheitlich 180 Lari. — Wie kann man mit 60 Euro im Monat leben?? Ja, es ist schwierig. Manche Rentner besitzen einige Tiere oder müssen irgendwie sonst etwas dazuverdienen. Jede Regierung wirbt mit einer Renten-Erhöhung, doch umgesetzt wird es dann nicht.

Es hat aufgehört zu regnen und wir fahren durch die Darjal Schlucht bis zur Grenze von Nord-Ossetien zu Russland. Georgier dürfen nicht nach Russland einreisen, Russen aber nach Georgien. Das ist schon okay, sagt Carmen, denn wir brauchen die Russen als Touristen.
Mit der Maus über das Bild streichen, dann erscheint ein Bild mit eisen-haltigem Erz-Gestein, direkt neben der Straße.

Das kleine Dorf Stepanzminda im Norden Georgien, gilt als beliebtes Ziel für Bergwanderer. Es liegt auf etwa 1700m Höhe und bietet seinen Besuchern einen phänomenalen Ausblick.



Hier werfen wir einen "Blick" nach Rußland. An der Grenze wurde zum Zeichen, dass hier ein christliches Land beginnt, ein neues Kloster errichtet. —
Um 20 Uhr sind wir wieder in Tblisi.